Chronik 1950-1975

 Chronik 1925-1949 Chronik 1950-1975 Chronik 1976-2000

Chronik 1950 – 1975

Jahre des Wiederaufbaus, der Festigung und Fortentwicklung im Fünf-Jahres-Zeitraffer

Zu Beginn des chronistischen Eintritts in ein weiteres Vierteljahrhundert Entwicklungsgeschichte des Seglervereins Norderney bedarf es keiner besonderen Erwähnung mehr, dass die Jahre vor und nach 1945 die einschneidendste Zäsur darstellen, die der SVN erlebte. Es galt, den Verein praktisch aus einem Nichts wieder aufzubauen.

Dieser Auf- und Ausbau vollzog sich zwar in diesen 25 Jahren in einem bis dahin nicht erreichten Aufwärtstrend, doch wurde den Norderneyer Seglern auf diesem Wege auch nichts geschenkt. In diese Phase fielen Rückschläge höherer Gewalt durch Sturmflutereignisse, die Geld- und Zeitopfer forderten. Dennoch war für die in dieser Zeit entwickelten Initiativen kennzeichnend, dass es den jüngeren nachrückenden Kräften gelang, durch die Schaffung der entsprechenden Land- und Liegeeinrichtungen Norderney auch für den Gastsegler interessant zu machen. So liefen beispielsweise 1974 1.400 auswärtige Yachten den Inselhafen an, darunter allein 164 mit holländischer Flagge. An weiteren Nationalitäten sind nennenswert: England (16), Schweden (2), Norwegen (2), Dänemark (5) und Schweiz (3). Jeweils eine Yacht kam aus den USA, von den Bahamas, aus Panama und Belgien.

1951 – 1955

„Hier word ne bidreiht, hier word ne refft, bit wi dat Ziel to faten hefft!“ Mit diesem Motto setzte der SVN seinen Kurs zu Beginn seines zweiten Vierteljahrhunderts ab. Er ist auch heute noch gültig. Zur Erweiterung der Bootsliegeplätze werden in Borkum 50 Bojen erworben. Auf der Jahreshauptversammlung am 7. Februar 1951 im Vereinslokal „Bruns Hotel“ beschließt der Seglerverein Norderney, der Segelkameradschaft „De Soltwaters“ beizutreten. Ihr gehören bereits die Seglervereine Emden, Wilhelmshaven, Leer, Norden, Weener, Juist, Borkum und Rüstersiel an. Der am 15. Oktober 1950 vorgenommene Zusammenschluss dieser Küstenvereine war eine Antwort auf segelsportlich negative Darstellungen des Regattasegelns mit Ausgleichsbooten in der Öffentlichkeit.

Am 1. Dezember 1951 beschließt der SVN auf einer Mitgliedsversammlung den Beitritt zum Landessportbund Niedersachsen. Der Seglerkamerad Dipl.-Ing. Karl Kattentidt wird vom DSV Hamburg zum amtlichen Vermesser auch für die RORC-Formel ernannt. 1952 wird auf der Gründungsversammlung der KreuzerAbteilung des Deutschen Segler-Verbandes in Hamburg am 29. März der Norderneyer Seglerkamerad Hans Visser zum Obmann für das Gebiet der Ostfriesischen Inseln und Küste berufen.

Beim Bootshaus wird ein Winsch-Schuppen neu erbaut. Maßgeblich an der Errichtung ist Seglerkamerad Onno Pauls beteiligt. Die finanzielle Unterstützung der Stadt Norderney ermöglicht es, den Geräteschuppen des Vereins neu zu decken. Auf der Jahreshauptversammlung am 7. Februar 1953 wird eine Neufassung der Vereinssatzung einstimmig verabschiedet und der Vorstand wird aufgrund dieser Satzung ermächtigt, die Eintragung des Seglervereins Norderney in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Norden vorzunehmen.

Bau der ersten Bootsliegehalle

Am Bootshaus wird die erste große Bootsliegehalle errichtet. Das Baumaterial war beim Abbruch eines Schuppens auf dem Tonnenhof gewonnen worden. Zur Förderung des segelsportlichen Nachwuchses stellt Seglerkamerad Werner Puhle den Jugendlichen sein Boot leihweise zur Verfügung. Die SVN-Jugendgruppe erhält eine eigene Satzung. Pfingsten 1953 startet der Seglerverein Norderney sein offizielles Ansegeln zum ersten Male nach dem Kriege wieder nach Delfzijl (Holland). Die dortige Aufnahme ist freundlich. Bei der Regatta der holländischen Vereine vor Delfzijl holt sich der SVN-Jollenkreuzer „Kap von Norderney“ einen dritten Preis. Norderney bekommt seine offizielle Anerkennung als Stützpunkt der Kreuzerabteilung des DSV.

1956 – 1960

Zwei Rettungsboote werden als Jugendboote ausgebaut. Die Holzarbeiten werden dabei von den Seglerkameraden Cord Donner und Paul Meyer übernommen. Am 25. Januar 1958 veranstaltet der Seglerverein Norderney erstmals einen Boßelwettkampf. Herausgefordert wird der Heimatverein Norderney. Das Aufnahmealter für Jugendliche, die dem Verein beitreten wollen, wird von 14 auf 12 Jahre herabgesetzt. 1958 werden Wanderfahrten bis nach Dänemark unternommen. Im gleichen Jahr nimmt erstmals ein Boot der Bundesmarine an der Seeregatta vor Norderney teil.

Nach Fertigstellung des ersten festen Erweiterungsbaues an der Westseite des Bootshauses reifen Pläne für einen weiteren Ausbau zur Ostseite. Das Bootshaus bekommt eine Kantine. Das Cafe „Marienhöhe“ stiftet dem SVN zur Ausgestaltung des Aufenthaltsraumes 20 Stühle. Der Verkaufspreis der Flasche Bier wird um fünf Pfennige auf 25 Pfennig erhöht, um mit dem Mehrerlös die Heizungs- und Reinigungskosten für das Bootshaus zu bestreiten. Später fließt dieser Aufschlag der Jugendarbeit zu. Der Ponton, der nach jeder Seite durch Schwimmbrücken verlängert wird, erhält eine neue Steganlage.

Erste Ehrenmitglieder

Im Sommer 1959 weilt der Yachtclub Wuppertal mit einer Reihe von Booten vier Wochen lang als Gast des SVN im Inselhafen. Die Jahreshauptversammlung am 16. Januar 1960 im Cafe Fröhle beschließt, dass Mitglieder, die 70 Jahre alt sind und dem Verein 35 Jahre angehören, die Ehrenmitgliedschaft erhalten. Die ersten Seglerkameraden, die nach diesem Beschluss zu Ehrenmitgliedern ernannt werden, sind Otto Schiemann und Hillrich Raß.

Abbruch des alten Bootshauses. Der feste Umbau ist bis zum Herbst 1960 abgeschlossen. Jede Liegebox in der Bootshalle wird mit einem Zwischenzähler für die Stromabnahme ausgerüstet.

Zu allen Zeiten haben die Norderneyer Segler und Bootfahrer in ihren unzähligen Versammlungen, Sitzungen oder sonstigen Zusammenkünften das offene Wort und die Austragung von Meinungsverschiedenheiten nie gescheut. Dass es bei derartigen Diskussionen durchaus einmal „hoch hergehen“ kann, versteht sich eigentlich von selbst. Doch die Norderneyer Segler und Bootfahrer wären keine Segler und Wassersportler, wenn sie nicht auch mit solchen Situationen fertig würden. So wie der Seemann bei Sturm Öl auf die See gießt, um die Wogen zu glätten, halten es die Norderneyer Segler und Bootfahrer mit Gesangvorträgen, um die Gemüter wieder zu beruhigen.

Hierzu in wörtlicher Zitierung eine Eintragung aus dem Vereinsprotokoll: „Eine heftige Debatte entstand um die Einfriedung. Es ging um die Frage ob Maschendraht, Stacheldraht oder glatter Draht. Zum Schluss hat unser aller Freund Hans Luitjens die Gemüter durch einen halbstündigen Gesangvortrag wieder beruhigt. Zum Abschluss der Versammlung wurde das Lied ‚Hurra mit alle Mann an Deck’ gesungen. Außerdem traten noch einige Kameraden als Solisten auf.“

1961 – 1965

Das Bootshaus wird einrichtungsmäßig weiter ausgestattet, die Kantine vergrößert. Die große Sturmflutkatastrophe am 16. und 17. Februar 1962 fügt den Vereinsanlagen am Hafen großen Schaden zu. Die Rückwand der Bootsliegehalle wird zu 75 Prozent zerstört. Die Boote werden herausgeschwemmt und teilweise stark beschädigt. Das Seewasser erreicht im Bootshaus ab Fußboden gemessen eine Höhe von 0,80 Meter und richtet Verwüstungen an. Es entsteht am Vereinseigentum ein Gesamtschaden von DM 16.576,-. Die Bootseigner erleiden Schäden in einer Gesamthöhe von DM 12.156,-. Der Reinerlös des am 10. März veranstalteten Stiftungsfestes fließt zur Linderung der ersten Not dem Wiederaufbau des Bootshauses zu.

Regatta-Terminverlegung von Sonntags auf Sonnabends

Im gleichen Jahr erfolgt die Verlegung der Regattatermine von sonntags auf sonnabends, um auswärtigen Seglern eine bessere Teilnahme an den Wettfahrten zu ermöglichen. Zur Frage des bis dahin anstehenden Reklamesegel-Problems wird nachstehende Satzungsänderung beschlossen: „Boote, die im Yachtregister des SVN geführt werden und die Anlagen und Einrichtungen des Vereins benutzen, dürfen keine Reklame in irgendeiner Form führen und nicht zu gewerblichen Zwecken verwendet werden.“

Es wird eine neue Liegekette von 300 Meter Länge angeschafft. Am 8. Dezember 1963 veranstaltet der SVN für die Kinder seiner Mitglieder die erste Nikolausfeier. Das Bootshaus wird um eine Damentoilette und um einen Waschraum erweitert. Bei der Jahreshauptversammlung 1964 bekommen die SVN-Motorbootfahrer erstmals einen eigenen Obmann. Im Vorstand werden ihre Belange durch den zum Beisitzer gewählten Johann Fischer vertreten. 1965 lässt das Wasser- und Schifffahrtsamt den Inselhafen bis zur so genannten „Aalkuhle“ ausbaggern. Dadurch können 10 Pfähle in Doppelreihe eingerammt und die Anzahl der Liegeplätze vergrößert werden.

1966 – 1970

Die Bootsliegeplatzanlage mit Kette und Boje wird im Inselhafen durch eine schwimmende Anlage abgelöst. Sie bietet Liegeplätze für 36 Boote. Nach Dänemark wird auch Norwegen von Norderneyer Seglern auf Wanderfahrten angelaufen. Während bis 1956 alljährlich drei Regatten gesegelt wurden – Interne, See- und Offene Regatta – werden bis 1966 in jedem Sommer die Seeregatta und eine Interne Wettfahrt ausgetragen. 1967 bewirkt ein Versammlungsbeschluss eine weitere Reduzierung, um der Seeregatta vor Norderney ein noch größeres segelsportliches Gewicht zu geben.

Die Jugendarbeit des SVN bekommt durch den Ankauf einer Conger-Kunststoffjolle eine wesentliche Förderung. Das Boot wird am 27. Juli 1967 auf den Namen „Liiw“ getauft und zu Wasser gelassen. Zwei Tage später segelt es unter der Besatzung Henny Dreske (Steuermann) und den jugendlichen Vorschotleuten K.-H. Knigge und P. Kluin bei der Seeregatta vor Norderney mit. Vom 2. bis 9. August 1967 werden die 18. Deutschen Jugendmeisterschaften in der Piraten-Jollenklasse vor der Insel ausgetragen. Es messen sich bei dieser segelsportlichen Konkurrenz die besten deutschen Jungsegler vom Bodensee bis zu den Revieren an der Nordseeküste, vom Rhein bis zur Spree. Der Telefonanschluss – als Zeitanschluss für die Deutschen Jugendmeisterschaften in das Bootshaus verlegt – wird vom SVN übernommen und behalten.

1968 wird ein zweites Jugendboot vom Typ Conger-Jolle angekauft, auf den Namen „Tüüt“ getauft und seinem Element übergeben, desgleichen der dritte Jugend-Conger „Gööd“. Der SVN erweitert vertraglich mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt ab 1. Januar 1969 seine Wasserfläche im Inselhafen. Am 18. Juni 1969 tritt der SVN als Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger bei. Die Beitragshöhe wird in jedem Jahr neu von der Versammlung festgesetzt.

Auf der Jahreshauptversammlung am 10. Januar 1970 kann der Erste Vorsitzende Ludwig Pauls berichten, dass sich die Intensivierung der Jugendarbeit in den zurückliegenden Jahren bezahlt gemacht hat. In der SVN-Jugendgruppe betätigen sich 44 aktive Jungsegler. Es sollen daher zwei Jollen der 470er-Klasse angeschafft werden, damit sich die Jugendlichen auch an Meisterschaftsregatten beteiligen können.

Als Satzungsänderung wird beschlossen: „Mitglied des SVN-Vorstandes kann nur werden, wer seinen ständigen und ersten Wohnsitz auf Norderney hat.“ Die Jugendgruppe erhält als weiteres Boot die Conger-Jolle „Joy“. Zum ersten Male nimmt am 29. April 1970 der von der Jugendgruppe gewählte Beisitzer Siebelt Gerdes als Vertreter der Jungsegler an einer SVN-Vorstandssitzung teil. Zur Saison 1970 wird ein Bootsmann zur Betreuung des Bootshauses und der auswärtigen Segler vom SVN fest angestellt.

1971 – 1975

Zur Segelsaison 1971 nimmt der SVN im Norderneyer Yacht- und Bootshafen eine neue schwimmende Anlage mit über 100 Schiffsliegeplätzen in Betrieb, die von den Seglern während der Wintermonate in Eigenarbeit hergestellt worden ist. Als Auftriebskörper dienen Batterietanks, auf denen hölzerne Gehstege befestigt sind. Durch diese Modernisierung wird die Erreichbarkeit der Boote wesentlich erleichtert. Das Bootshaus ist parallel hierzu durch die entsprechenden baulichen Arbeiten grundlegend erweitert und modernisiert worden. Die Segler- und Bootsgäste finden jetzt auch auf Norderney wie in vielen anderen Häfen neuzeitliche sanitäre Einrichtungen, u. a. Duschen, Waschgelegenheiten und Toiletten vor. Die Bootshauskantine ist tagsüber während der Sommermonate geöffnet.

SVN erlässt Hafenordnung für den Yachthafen

Im Januar 1972 findet ein segelsportliches Konditionstraining auf Norderney statt. An ihm nehmen 25 jugendliche Segler aus Niedersachsen teil. Der SVN erlässt für den Yachthafen Norderney eine Hafenordnung. Der Schwimmanleger wird um 50 Liegeplätze erweitert. Die Kantine des Bootshauses bekommt einen Kühltresen.

Die Sturmtidenketten Ende November/Anfang Dezember 1973 suchen den Seglerverein Norderney mit schweren Schäden an Einrichtung und Anlagen des Hafens heim. An der Bergung von Material und Ausrüstung beteiligen sich 52 Segler. Der durch die Sturmfluten angerichtete Sachschaden beträgt über 30.000,- DM.

1974 zählt die SVN-Jugendgruppe 85 Mitglieder. Für die Ausbildung stehen acht Boote zur Verfügung. Die Bootsliegehalle erhält mit einstimmigem Versammlungsbeschluss den Namen „August-Ruh“. Auf der schwimmenden Bootsliegeanlage werden Beleuchtungskörper installiert und einige Schiffsliegeboxen mit Stromanschlüssen versehen.

Die Jugendgruppe bekommt für die Teilnahme an Schwerpunktregatten eine Jolle der 470er-Klasse. Das neue Boot wird auf den Namen „Putz hum“ getauft. Das Wasser- und Schifffahrtsamt nimmt umfangreiche Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten im Yachthafenbereich auf. Vor dem Bootshaus entsteht eine neue Kaianlage, so dass der Gebäudeeingang ebenerdig wird. Im Rahmen von Hafenausbauplanungen schließt sich an der Hafenostseite ein neues Hafenbecken an. 1975 plant der SVN die Eröffnung einer eigenen Segelschule. Da die zum Teil über fünf Jahre alten Heizöltanks als Auftriebskörper der schwimmenden Steganlage abgängig werden, wird zunächst als Versuch mit dem Bau der ersten Schwimmpontons aus Aluminium begonnen.

Wie eine Bombe schlagen beim Verein die Planungen einer Investorengruppe von der Sporthochseeschiffer-Vereinigung Dortmund ein, am Norderneyer Seglerhafen ein eigenes Wassersportzentrum mit den entsprechenden Baulichkeiten, Einrichtungen und Anlagen schaffen zu wollen. Das Marina-Projekt mit Clubhaus, Schulungsräumen, Jugendzentrum und Wohnheim, das auf Kosten der bis dahin vom SVN ausgeübten Vorrangstellung gegangen wäre, findet zunächst das Wohlwollen der Genehmigungsbehörden.

Dank einer geschickten Verhandlungstaktik „sich nicht das Ruder aus der Hand nehmen zu lassen“ und dank einheimischer und kommunalpolitischer Unterstützung gelingt es schließlich nach monatelangem Tauziehen aller daran Beteiligten, dieses Vorhaben festländischer Immobilienspekulanten für Norderney abzuwehren. Da die Seglervereine von Langeoog und Spiekeroog zur selben Zeit mit den gleichen Problemen konfrontiert waren, entwickelte sich daraus das alljährliche Absegeln der Inselvereine zu einem Zielhafen, um einmal im Jahr gemeinsam anstehende Fragen klären und sich über die wassersportliche Weiterentwicklung gedanklich austauschen zu können.

1975 das Geburtsjahr für eine eigene Marina

Für den Seglerverein Norderney stellt sich nach der erfolgreichen Abwehr des festländischen Bewerbers um eine Marina am Inselhafen die Frage, nach welchen Gesichtspunkten und Leitlinien der SVN seine weitere Arbeit leistet und in welcher Weise die Norderneyer Segler und Motorbootfahrer ihren gesetzten Zielen auch in der Zukunft gerecht werden wollen. Hier mag an das erinnert werden, was der Erste Vorsitzende Ludwig Pauls auf der Geburtstagsveranstaltung zum 50- jährigen Bestehen des Seglervereins Norderney u. a. sagte:

„Die Norderneyer Segler- und Motorbootfahrer haben immer ihren Mann gestanden, und sie werden auch in den folgenden Generationen den Stander in Ehren fahren. Es darf aber auch wohl gesagt werden, dass der SVN auf dem Gebiet der Gästewerbung für die Insel in zunehmender Weise durch seine Ausbauleistungen einen nicht übersehbaren Faktor darstellt. So sind beispielsweise während der Saisonwochen des Jahres 1974 bereits mehr als 3.500 Wassersportfreunde des In- und Auslandes, z. T. mit ihren Familien, vom Verein bei ihren Norderney-Besuchen schiffsmäßig im Yachthafen betreut worden.

Die Vereinsaufgaben werden durch den Ausbau des Norderneyer Hafens in Zukunft schwerer als bisher zu meistern sein. Denn es gilt, einmal einen Platz zu räumen, den die Segler und Motorbootfahrer aus einer Watt- zu einer baureifen Fläche gemacht haben. In den nächsten drei bis fünf Jahren wird vielleicht das derzeitige Bootshaus schon verschwunden sein. Der SVN wird ein neues Gebäude mit den entsprechenden Einrichtungen, wie Sanitär-, Aufenthalts- und Schulungsräumen für eigene Zwecke und die der Segel- und Motorbootgäste an der Ostseite des Inselhafens schaffen müssen. Die schwimmende Bootsliegeanlage gilt es zu verlegen und eventuell noch zu erweitern.

Gewiss hätte es der SVN bei diesem Neubau leichter, wenn er dem Beispiel anderer Vereine folgen und für die Finanzierung eines solchen Projektes 80 Prozent der vorhandenen Liegeplätze für 15 oder 20 Jahre verkaufen und die restlichen 20 Prozent für den Eigenbedarf behalten würde. Doch wo finden dann die auswärtigen Segel- und Motorbootgäste, die den Yachthafen anlaufen, für das Wochenende oder den Urlaub einen Liegeplatz? Damit dieses Angebot auch in Zukunft frei bleibt, dafür hat der SVN seine Anlagen an Land und im Wasser gebaut. Dieser wassersportlichen Aufgabe fühlen sich die Norderneyer Segler und Motorbootfahrer auch weiterhin verpflichtet. Sie sind es einfach den auswärtigen Wassersportkameraden und auch dem Fremdenverkehr der Insel traditionsgebunden schuldig.“

Der Startschuss zur Schaffung eines vereinseigenen Marina-Projektes im Einklang mit den Norderneyer Hafenausbauplanungen der Wasser- und Schifffahrtsbehörden war damit zwangsläufig gegeben, wollte der Verein auch in Zukunft seine Vorrangstellung im Sportboot- Hafenbereich nicht verlieren. Bis zu dieser Umsetzung und endgültigen Sicherung sollte es noch 25 Jahre dauern.

Seeregatta erstmals auf 2 Bahnen

Am 2. August 1975 wird die Seeregatta vor Norderney erstmals auf zwei Bahnen ausgetragen. Für die größeren Boote beträgt der Regattakurs auf der Außenbahn, die vor der Insel außerhalb der Riffe am Großschiffahrtsweg liegt, rund 26 Seemeilen. Die kleineren Jollen segeln den üblichen Wettfahrtkurs auf der Innenbahn, die unterhalb der Insel vom Weststrand zum Nordbad verläuft. Diese Strecke ist rund 8 Seemeilen lang. Über 80 Boote beteiligen sich an der Regatta. Die Besatzungen, die die Außenbahn kennen gelernt haben, äußern sich lobend über diese neue Regattastrecke, die mit zu den längsten vor der ostfriesischen Küste zählt. Den neu gestifteten Wanderpokal des SVN für das schnellste Boot der Außenstrecke holt sich „Fata Morgana“ vom Weser Yacht Club.

Den segelsportlichen Veranstaltungsabschluss des fünfzigsten SVN-Jubiläumsjahres krönt vom 17. bis zum 22. August die Austragung der Internationalen Deutschen Meisterschaft 1975 der 420er Jollenklasse vor Norderney. Nach sechs Wettfahrten holt sich das Geschwisterpaar Michael und Brigitte Steiner vom Frankfurter Yachtclub den Meisterschaftstitel mit seinem Boot G 26038 „Qui sait?“. Es sind die ersten Meisterschaftsregatten dieser Jollenklasse, die überhaupt auf der Nordsee durchgeführt worden sind. Veranstalter war der Deutsche Segler-Verband. Die verantwortliche Durchführung der Wettfahrten lag beim Seglerverein Norderney.

Weiterlesen: Chronik 1976-2000